Gesunderhaltung der Pflanzen im Öko-Apfelanbau

Der ökologische Obstbau ist ein ganzheitliches Anbausystem. Sein Ziel ist es, Stabilität und Biodiversität der Obstplantagen und angrenzenden Ökosysteme sowie die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen. Angestrebt wird eine Kreislaufwirtschaft, die von externen Mitteln möglichst unabhängig ist.

Die wichtigsten Infos in Kürze

Managementmaßnahmen

Um Schädlingsbefall und Krankheiten vorzubeugen, wählen wir standortgerechte, robuste Sorten, und richten unser Anbausystem so aus, dass der Befallsdruck von Krankheiten und Schädlingen reduziert wird und verwenden nur organische Dünger in der notwendigen Menge.

Förderung von Biodiversität

Artenvielfalt ist ein entscheidender Baustein zur Gesunderhaltung der Pflanzen und des Agrarökosystems. Wir erreichen sie, indem wir für nützliche Insekten wie Schwebfliegen, Wildbienen oder Schlupfwespen geeignete Lebensräume schaffen, wie z. B. Blühstreifen und Nisthilfen in der Obstanlage. Gleichzeitig fördern wir mit diesen Maßnahmen auch den Naturschutz (https://biodivobst.uni-hohenheim.de/projektteiloeko.html).

Bei Züchtung und Auswahl unserer Sorten achten wir auf größtmögliche genetische Vielfalt.

Direkte Regulierungsmaßnahmen

Die Pflege des Baumstreifens erfolgt mittels Bodenbearbeitung. Es werden auch natürliche Pflanzenbehandlungsmittel ausgebracht, um den Befall durch Krankheiten und Schädlinge zur reduzieren.

Diese drei Bausteine greifen in einem Gesamtsystem ineinander und können nur im Verbund zum Erfolg führen.

Chemisch-synthetische Substanzen bestehen aus völlig neuen Molekülen. Ihr Verhalten in komplexen Ökosystemen ist letztlich nie präzise vorhersehbar.

Auch die Wechselwirkungen synthetischer Stoffe untereinander sind unbekannt. Diese Risiken sind unkalkulierbar. Daher ist im Öko-Anbau der Einsatz solcher Mittel unerwünscht und nicht zulässig. Wegen ähnlich unkalkulierbarer Risiken wird auch die Gentechnik abgelehnt. Verantwortbar und bei uns zulässig ist nur der Einsatz von Stoffen natürlichen Ursprungs.

Aber auch Naturstoffe müssen das sorgfältige EU-weit geregelte Zulassungsverfahren durchlaufen, bevor sie als Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen. Die Eignung für den Ökolandbau wird dann noch einmal gesondert geprüft und beschieden.

Die Beikrautregulierung erreichen wir mechanisch durch Mulchen und Hacken. Herbizide, auch natürliche, sind nicht zulässig.

Der Fruchtbehang wird von Hand oder mit einem mechanischen Fadengerät reguliert. Zur Harmonisierung des Pflanzenwachstums schneiden wir und düngen maßvoll mit organischen Düngemitteln.

Zur allgemeinen Gesunderhaltung der Obstbäume werden Steinmehle, Molke, Algenextrakte, Aminosäuren, Schachtelhalm und bei Bedarf Spurenelemente sowie Magnesium und Kalzium eingesetzt.

Krankheiten wirken wir entgegen, indem wir den Blattabbau im Herbst fördern. Den Befallsdruck von Schädlingen reduzieren wir durch Nützlinge (Nematoden) und Pheromone. Zur direkten Regulierung von Pilzkrankheiten verwenden wir mineralische Mittel wie Schwefel, Schwefelkalk, Kupfer in geringen Mengen, Kaliumhydrogenkarbonat (Backpulver) und Löschkalk. Bei Schädlingen kommen wenn nötig vor allem pflanzliche Mittel (Niem, Pyrethrum, Quassia) sowie mikrobielle Gegenspieler von Insekten zum Einsatz.

Robuste, standortgerechte Sorten, aber auch die Sortenvielfalt sind im Bio-Obstbau sehr wichtig. Bio-Obstbauern haben wichtige Pionierarbeit bei der Einführung von schorfwiderstandsfähigen, sogenannten „Schowi“-Sorten geleistet, die weniger Pflanzenschutz benötigen, da sie weit seltener vom Schorfpilz befallen werden.

Bekannte leckere „Schowi“-Sorten sind Topaz, Santana und Natyra

Mit ökologischer Züchtung wollen wir auf der Basis alter und robuster Sorten neue Öko-Sorten entwickeln. http://www.apfel-gut.org/

So vielfältig wie die Betriebe sind auch die Anbaustrategien. Wir Bio-Obstbauern entwickeln unser Anbausystem ständig weiter, um den Grundprinzipien des Bio-Anbaus immer besser gerecht zu werden.

Die Anfänge werden in der Forschung oft in Zusammenarbeit mit den Praktikern oder in den Betrieben selbst gemacht. Bio-Obstbauern leisten so Pionierarbeit, von der letztlich alle Erzeuger und natürlich die Verbraucher profitieren.

Bioanbau braucht gerechte Preise. Mit dem Kauf von deutschem Bio-Obst zu fairen Preisen ermöglichen Sie es uns, mit und für die Natur zu arbeiten – und für Sie.

Fairness für Erzeuger, Handel, Verbraucher und für die Natur – dazu gehört es auch, dass die Äpfel nicht alle gleich aussehen müssen, sondern der Handelsnorm Klasse II entsprechen dürfen.

Der makellose Hochglanz-Bilderbuchapfel gehört ins Bilderbuch. Der natürlich gewachsene Apfel ist für Ihre Gesundheit und Ihren Genuss!

Diese kompakten Infos als Flyer

Ausführliche Informationen
Für Fachleute oder für die, die es ganz genau wissen wollen

Der Apfelanbau gilt als die Königsdisziplin, wenn es um die Gesunderhaltung der Pflanzen geht. Anfang 2004 wurde im Rahmen der BÖL-Projekte 03OE178 und 06OE100 von FÖKO e.V. ein Netzwerk aus 22 gewählten delegierten Praktikern, Beratenden, Versuchsan­stellenden und Vertreterinnen und Vertretern der Anbauverbände des Ökologischen Anbaus ins Leben gerufen. In diesem Rahmen werden Strategieansätze zur Weiterentwicklung diskutiert und die Umsetzung initiiert. Ziel ist immer eine verbesserte Orientierung an den Grundprinzipien des Ökologischen Anbaus. Ziel ist es auch, aus der lebendigen Vielfalt der Betriebstypen ein möglichst vielfältiges Spektrum an Strategien zur Weiterentwicklung des Anbau­systems zu generieren. Die Öko-Obstbauern leisten so Pionierarbeit, von der alle profitieren.

Als Grundlage für diese Arbeit werden seit 2011 Praxisdaten erhoben. Auf dieser Basis erfolgt die interne Diskussion im Arbeitsnetz über den Optimierungsbedarf. Die Öko-Obstbauern wünschen sich aber auch eine intensive Diskussion mit anderen gesellschaftlichen Gruppen über die Weiterentwicklung des Anbausystems. Die erste Voraussetzung dafür ist Transparenz. Anhand der Praxisdaten wird daher auf den folgenden Seiten für die Jahre 2014 bis 2020 aufgezeigt, welche Maßnahmen und Strategien zur Gesunderhaltung der Öko-Tafeläpfel auf den Betrieben praktiziert werden. Beschrieben wird dabei auch, an welchen Strategieansätzen zur Weiterentwicklung gerade gearbeitet wird und noch gearbeitet werden muss. Betrachtet man die vielen Projekte, zeigt sich sehr gut die große Bedeutung des Bundesprogramms Ökologischer Landbau für die Weiterentwicklung des Öko-Obstbaus.

Anfangs wurden diese Informationen in Broschürenform für die einzelnen Jahre und dann für die Jahre 2014 bis 2019 als Übersichtsbroschüre bereitgestellt. Diese Broschüren sind als pdf immer noch untenstehend verfügbar. Auf den folgenden Seiten sind die Informationen für die Jahre 2014 bis 2020 mit wahlweise als Grafik oder als Tabelle aufbereiteten Daten online abrufbar.