Erfassung der Daten

Die Betriebsleiter führen eine speziell für die Anforderungen des ökologischen Obstbaus und auch für diese Erfassung zugeschnittene Schlagkartei (mehr darüber bei www.proflura.de), die sie auch innerbetrieblich nutzen – auch für die Betriebskontrolle. Für die Gesunderhaltung der Pflanzen ist eigentlich alles wichtig. Im ökologischen Obstbau kann nicht immer klar zwischen Pflanzenschutz- und anderen Maßnahmen getrennt werden. Die Bodenbearbeitung im Baumstreifen dient z.B. gleichzeitig der Stickstoffmobilisierung, der Regulierung des Wasserhaushaltes im Boden und der Beikrautregulierung.

Die Datenerhebung basiert auf einem System, das zur Arbeit an der Weiterentwicklung des Anbausystems konzipiert wurde. Wichtigstes Ziel war hier die Reduktion des Inputs ohne den Output wesentlich zu reduzieren oder das Ausfallrisiko wesentlich zu erhöhen. Erfasst und dargestellt wurden daher folgende Maßnahmen:

Der Einsatz aller Pflanzenbehandlungsmittel, die mit dem Sprühgerät ausgebracht werden, mit Ausnahme der Präparate auf feinstofflicher Basis (z.B. biologisch-dynamische Präparate). Um eine optimale Vergleichbarkeit der Daten für das Benchmarking zu ermöglichen, wurde die Nettofläche der Anlagen als Referenzgröße für die Aufwandmengen herangezogen. Die Angabe der Aufwandmenge pro m Kronenhöhe wurde seitens der Praktiker als nur sehr bedingt für das Benchmarking geeignet eingeschätzt, da die Kronenhöhe doch einer gewissen subjektiven Einschätzung unterliegt. Zielgröße für die Diskussion ist der gesamte Input pro Flächeneinheit im Vergleich zum Output – die Baumhöhe ist dabei eine Variable, die diskutiert werden muss, wenn es um verschiedene Baumerziehungsarten oder stark- und schwachwachsende Unterlagen geht. Die Aufwandmengen werden daher alle pro ha Nettofläche angegeben. In der Übersicht über den Stichprobenumfang (Tabelle 1) ist die mittlere Kronenhöhe in den einzelnen Regionen angegeben, ebenso in Tabellen, in denen die Bandbreite der Aufwandmengen dargestellt wird (z.B. Splitting). Beim Einsatzzeitpunkt wurde sowohl das Datum als auch das BBCH-Stadium angegeben. Um trotzdem Sammelbuchungen in der Schlagkartei möglich zu machen und die Termine auch zu standardisieren, wurde dabei nicht auf die einzelne Sorte eingegangen, sondern als Referenz das jeweilige BBCH-Stadium der Sorte Topaz verwendet. Einzig während der Blüte sollte möglichst sortenspezifisch eingegeben werden.

Der Einsatz von Maßnahmen, die vorwiegend der Gesunderhaltung der Kulturpflanzen dienen (Hygiene) wie z.B. das Absammeln von befallenen Früchten oder Fruchtmumien oder das Ausschneiden von Befallsstellen. Hierbei wurde erfasst, ob eine dieser Maßnahmen auf einer Fläche durchgeführt wurde oder nicht.

Der Einsatz von Maßnahmen zur Beikrautregulierung und der Regulierung von Behangsdichte und Wachstum wurde eingegeben sofern für diese Indikationen Pflanzenbehandlungsmittel im IP-Anbau zugelassen sind. Dabei geht es z.B. um Bodenbearbeitung im Baumstreifen (Herbizide) oder um Ausdünnung, Sommerschnitt und Sommerriss (Wachstumsregulatoren). Bei der Bodenbearbeitung im Baumstreifen wurde die Anzahl der Arbeitsgänge pro Jahr und die Art des Geräts erfasst. In einigen Betrieben wird jeweils nur eine Hälfte des Baumstreifens bearbeitet. Das kann in der Schlagkartei angegeben werden und wird bei der Auswertung als halber Arbeitsgang gewertet. Bei der Handhacke wurde erfasst, ob auf einer Fläche Handhacke durchgeführt wurde oder nicht.

Düngung und Bodenpflege sind für die Gesunderhaltung der Kulturpflanzen hochrelevante Parameter. Der Einsatz von organischen Düngern wurde auch erfasst. Eine ausführliche Ausarbeitung der Bodenpflege würde aber den Rahmen dieser Darstellung übersteigen so dass nur die ausgebrachte Stickstoffmenge in kg/N pro ha dargestellt wird.

Der Erfolg der jeweiligen Strategie ist für den Output von zentraler Bedeutung. Eine Reduktion des Inputs kann ohne Berücksichtigung des jeweiligen Outputs nur begrenzt sinnvoll diskutiert werden.

Da im Ökologischen Obstbau Bausteinstrategien zur Anwendung kommen, ist es nur begrenzt zielführend, den Erfolg einzelner Maßnahmen zu diskutieren und zu dokumentieren. Erfasst wurde daher jeweils der Erfolg der Gesamtstrategie.

Da eine Bonitur über 1000 Anlagen in der Stichprobe durch externe Fachkräfte nur in Ausnahmefällen möglich ist, haben die Betriebsleiter den Erfolg ihrer Strategie jeweils selbst eingeschätzt. Der Anteil an vermarktbarem Tafelobst ist dabei kein geeigneter Parameter, da die Kriterien für die äußere Qualität des Tafelobstes im Ökologischen Obstbau je nach Vermarktungsweg und Betriebsleiter sehr stark variieren. Für die Einschätzung des Strategieerfolges ist eine grobe Abschätzung des Schadens im Allgemeinen ausreichend. Von den Arbeitsgruppen aus Betriebsleitern und Betreuern in den jeweiligen Regionen wurde ein Konzept zur groben und zeitlich durch die Betriebsleiter realistisch umsetzbaren Einschätzung des Strategieerfolgs in Form einer Einteilung der Anlagen in Befallsklassen durch die Praktiker diskutiert, versuchsweise umgesetzt und dann noch einmal im Rahmen des Arbeitsnetzes zur Weiterentwicklung des Anbausystems  bundesweit abgestimmt. In den verschiedenen Regionen fanden regelmäßige Gruppentreffen für die teilnehmenden Betriebe statt, an denen die Bonituren eingeübt wurden. Die Bonituren wurden dann von den Betriebsleitern selbst in die Schlagkartei eingepflegt. Aus arbeitstechnischen Gründen wurde die Bonitur auf die wichtigsten Schaderreger, zu deren Regulierung ein Input von Pflanzenbehandlungsmitteln erfolgt und bei denen es erfahrungsgemäß zu einer gewissen Variabilität des Erfolges kommen kann, beschränkt. Es war unrealistisch, wirklich alle Flächen einzeln zu erheben. Es lag daher im Ermessen des Betriebsleiters, nur einzelne oder ggf. kritische Flächen zu kontrollieren und daraus aufgrund seiner Erfahrung auf andere vergleichbare zu schließen. Die Praktikerbonituren sind grundsätzlich anhand dieser Schemata erfolgt. Allerdings sind sie nicht als genaue Erhebung sondern als grobe Einschätzung zu bewerten, die auf der Basis der nachstehend beschriebenen Vorgaben erfolgte. Für die Betriebe ist es ein erheblicher Aufwand, wirklich alle Flächen einzuschätzen und einzutragen. Häufiges Nachhaken wegen 1-2 vergessenen Flächen ist für die teilnehmenden Betriebe eine erhebliche Belastung. Daher wird ab dem Jahr 2020 bei vergessenen Einzelflächen nicht immer um Nachtragen gebeten. Auch Frostschäden können dazu führen, dass eine Auswertung nicht sinnvoll ist. Für diese Flächen wird dann bei den Erfolgkontrollen „keine Angabe“ angezeigt.

Parameter, die aus arbeitstechnischen Gründen nicht quantitativ erhoben werden konnten, werden qualitativ dargestellt, sofern sie für die Gesamtstrategie relevant sind.

Parameter für den Erfolg der Strategie

Ziel der Bonitur war einerseits die Diskussion um regionale Schadschwellen für die Entscheidung über die weitere Strategie, andererseits wurde damit der Erfolg der Strategie in der Primärschorfsaison dokumentiert. Die Bonitur bezog sich auf 50 Langtriebe. Diese sollten aber aus beiden Seiten der Reihen in der Anlage stammen und nicht nur außen, sondern auch im Bauminnern und vor allem auch im oberen Kronenbereich („Köpfe“) gezogen werden.

Wurde in Klasse A und B eingeteilt, mussten wirklich alle Triebe ausgezählt (am besten gerissen und danach kontrolliert) werden. Bei den weiteren Klassen reichte eine Schätzung bzw. die Bonitur konnte vor Erreichen der 50 Triebe abgebrochen werden, wenn das Ergebnis klar war.

Das Kriterium war „Trieb mit Schorfbefall“, die Anzahl Blätter pro Trieb und schorfiger Blätter pro Trieb wurde nicht erfasst. War zu diesem Zeitpunkt bereits Fruchtschorf zu finden, musste dies einen Einfluss auf die Klasseneinteilung haben. Deshalb wurde Fruchtbefall als weiteres Merkmal herangezogen, das in Jahren mit sehr frühem Schorfbefall wichtig war.

Einteilung der Anlagen anhand des Befalls mit Triebschorf in Klassen

Die Ergebnisse dieser Bonitur werden hier nicht dargestellt, sondern nur für die interne Strategiediskussion genutzt und werden daher auch nicht beschrieben.

Diese Bonituren wurden am Baum in der Anlage durchgeführt mit dem Ziel, den Erfolg der Strategie zu erfassen. Genutzt werden sie auch als Parameter für den Befallsdruck des Folgejahrs. An mehreren Bäumen wurden Punkte ausgewählt (Mitte, oben, unten, innen) und insgesamt mindestens 50 Früchte angeschaut.

Erfasst wurden Fruchtschorf, Regenflecken, Apfelwickler und Berostung. Die Kriterien für „befallene Frucht“ waren wie folgt:

  • Schorf: Es galt der Schorffleck, Größe des Flecks war unwichtig
  • Regenflecken: Es galt der „Fleck“, die Größe des Flecks war nicht relevant,
  • Apfelwickler 2. Generation: Es galt der Schaden, d.h. das Einbohrloch
  • Berostung: Früchte mit Berostungen größer als 1,5 cm² wurden als „berostet“ gewertet

Einteilung der Anlagen in Klassen für Befall mit Fruchtschorf, Regenflecken und Berostung

Einteilung der Anlagen in Klassen für Befall mit Apfelwickler (2. Generation)

Für die Marssonina Blattfallkrankheit wurde ein sehr grobes Schätzverfahren, das eine visuelle Beurteilung der gesamten Anlage bedeutet, angewendet.

Auch für Schäden durch die Obstbaumspinnmilbe wurde ein grobes Schema genutzt, das die ganze Anlage visuell beurteilt