Freifressende Schmetterlingsraupen im Frühjahr: Frostspanner und verschiedene Schalenwicklerarten

Vor der Apfelblüte treten ver- schiedene Arten von Schmetterlingsraupen auf. Bei der visuellen Kontrolle der jungen Triebe im Frühjahr muss nicht nur das Auftreten und die Anzahl von Schmetterlingsraupen sondern auch die jeweilige Art bestimmt werden, um eine Entscheidung treffen zu können, ob und ggf. welche Re- gulierungsmaßnahmen erfor- derlich sind. Das Aufhängen von Nistkästen für Meisen ist ein sehr wichtiger Baustein in der Strategie zur Regulierung von freifressenden Schmetterlingsraupen. Diese Maßnahme wurde bei der Erhebung aus arbeitstechnischen Gründen nicht gesondert erfasst, wird aber weitgehend flächendeckend praktiziert.

Verschiedene Schalenwicklerarten können im Frühjahr auftreten. Sie verursachen dann zu diesem Zeitpunkt nur wenig Schaden, die Herbstgeneration verursacht aber kleine offene Schäden an den Früchten. Durch diese Schäden entsteht schnell Fäule, so dass die Früchte nicht vermarktbar sind.

Der Fruchtschalenwickler (Adoxophyes orana) ist in vielen Regionen die wichtigste Art. Im Gegensatz zu den anderen Arten durchläuft er zwei Generationen, so dass im Juli noch einmal Larven auftreten. Den größten Schaden verursacht auch bei dieser Art die Herbstgeneration. Aber auch andere Arten wie der Rote Knospenwickler (Spilonota ocellana), verschiedene Heckenwicklerarten (Archips spp.) oder Hedya nubiferana treten gelegentlich regional so stark auf, dass direkte Regulierungsmaßnahmen erforderlich werden.

Die grünliche fußlose Larve des kleinen Frostspanners (O. brumata) ist in geringer Befallsdichte tolerierbar. Der Frostspanner kann aber vor allem in den südlichen Regionen massiv auftreten und dann sowohl hohen Blattverlust als auch starke Fruchtschäden verursachen.

Da das Niempräparat, das zur Regulierung der Mehligen Apfellaus (Dysaphis plantaginea) auf den meisten Flächen notwendig ist, auch eine befallsmindernde Wirkung auf die Frostspannerpopulationen hat, ist auch bei mittlerem Befall noch keine gesonderte Regulierungsmaßnahme erforderlich. Ist der Befallsdruck aber sehr hoch, wird zusätzlich ein Bacillus thuringiensis-Präparat eingesetzt, ggf. nur mit der halben Aufwandmenge

Bei Schalenwicklern allerdings ist dieser Synergismus nicht zu beobachten, hier sind zwei Applikationen eines Bacillus thuringiensis-Präparates notwendig, um einen guten Effekt zu erreichen. Allerdings werden dann im Frühjahr auch die Parasitoide, die in den Lar- ven überwintern, miterfasst. Dies ist vor allem dann relevant, wenn es sich um Arten handelt, die erst zu Ende der Larvenentwicklung aus den Larven schlüpfen wie z. B. die Ichneumonide Teleutaea striata Grav.

Visuelle Befallskontrolle auf Raupen (Foto J. Kienzle)
Visuelle Befallskontrolle auf Raupen (Foto J. Kienzle)
Frostspanner am Blatt (Foto J. Zimmer)
Frostspanner am Blatt (Foto J. Zimmer)
Blattgespinst des Fruchtschalenwicklers (Foto J. Kienzle)
Blattgespinst des Fruchtschalenwicklers (Foto J. Kienzle)
Parasitoid Teleutaea striata (Foto J. Kienzle)
Parasitoid Teleutaea striata (Foto J. Kienzle)

Die reduzierten mittleren Aufwandmengen in den Regionen Bodensee und teilweise auch Neckar/Baden und West lassen vermuten, dass die Präparate tendenziell eher in Kombination mit NeemAzal®-T/S gegen Frostspanner eingesetzt werden. Mehrfachapplikationen weisen allerdings eher auf eine Applika- tion gegen Schalenwickler hin. Die behandelte Fläche variiert teilweise stark was auf das variable Auftreten dieser Schädlinge in den verschiedenen Jahren zurückzuführen ist. An der Niederelbe werden Bacillus thuringiensis-Präparate im Frühjahr kaum verwendet da hier der Frostspanner keine große Rolle spielt. In den letzten Jahren werden auch Eulenraupen, die starke Fruchtschäden verursachen können, wieder häufiger, so dass auch diese bei der Entscheidung für eine Applikation eine Rolle spielen.

Strategien in der Praxis in den einzelnen Regionen

Abbildungen: Übersicht über den Einsatz von Bacillus thuringiensis Präparaten zur Regulierung von freifressenden Schmetterlingsraupen im Frühjahr (bis BBCH-Stadium 69) in den verschiedenen Regionen: Mittlere Aufwandmenge (bezogen auf das Handelspräparat  XenTari®) und Anzahl Applikationen (links) und behandelte Fläche in Prozent (rechts).

Strategieansätze in der Weiterentwicklung des Anbausystems

  • Optimierung des Potentials der Förderung von Vögeln: Die sinnvolle Anzahl und die optimalen Typen von Nistkästen in Öko-Obstanlagen wurde im Projekt „Ökologische Vielfalt in Obstanlagen“ untersucht. Empfohlen werden 10 Nisthilfen pro ha siehe auch www.biodiv-oekoobstbau.de.
  • Die Bienengefährlichkeit der Tankmischung von NeemAzal®-T/S und Bacillus thuringiensis– Präparaten sollte untersucht werden, damit geklärt ist, ob diese Kombination weiterhin zur Regulierung des Frostspanners empfohlen werden kann.
  • Monitoring des Schalenwicklerspektrums in den Öko-Betrieben auf Arten, die weder von Isomate® CLR MAX TT noch von Capex® zwei erfasst werden, wie z. B. der Rote Knospenwickler Spilonota ocellana oder der Graue Knospenwickler Hedya nubiferana. Wenn eine dieser Arten stärker auftritt, muss dann eine entsprechend angepasste Strategie ausgearbeitet werden. Das Monitoring erfolgt derzeit durch die Beratung