Apfelblütenstecher (Anthonomus pomorum)

Der Apfelblütenstecher ist ein Rüsselkäfer, der zum Austrieb auftritt und seine Eier in die jungen Blütenknospen ablegt. Diese öffnen sich dann nicht als Blüte sondern sterben ab. Geringer Befall kann ohne weiteres toleriert werden, starker Befall kann jedoch bis zu einem völligen Ertragsausfall führen. Besonders betroffen sind Anlagen in Waldnähe da die Käfer oft an Waldrändern überwintern.

Zum Austrieb werden daher in Befallslagen die Apfelanlagen auf Befall untersucht: Entweder mittels Klopfprobe oder mittels visueller Kontrolle der Knospen auf Naschfrass durch die Käfer. Bei der Entscheidung über eine Regulierungsmaßnahme wird nicht nur der Befall sondern auch der Ansatz mit Blütenknospen der einzelnen Sorten berücksichtigt. Wenn direkte Regulierungsmaßnahmen notwendig werden, ist derzeit die Anwendung eines Pyrethrumpräparates die einzige Möglichkeit auch wenn diese Präparate ein breites Wirkungsspektrum haben. Die Anwendung erfolgt sehr früh im Jahr, so dass davon ausgegangen wird, dass viele Nützlinge noch nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Um die Nebenwirkungen trotzdem so gering wie irgend möglich zu halten, werden oft auch nur Teilflächenanwendungen durchgeführt, bei denen z.B. nur die Baumreihen direkt am Wald, die am meisten betroffen sind, und nicht die ganze Anlage, behandelt werden. Dies ist mit ein Grund dafür, dass die Höchstaufwandmenge selten eingesetzt wird.

Außer dem frühen Anwendungstermin und der Applikation auf Teilflächen ist bei der Bewertung dieser Spritzung auch zu berücksichtigen, dass Pyrethrum durch UV-Strahlung sehr rasch, meist innerhalb eines Tages abgebaut wird. Erfasst werden also Insekten, die direkt getroffen werden. Insekten, die in den nächsten Tagen mit dem Spritzbelag in Kontakt kommen, werden eher nicht mehr geschädigt.

Der Schaden durch den Apfelblütenstecher ist als sehr hoch zu bewerten, da der Fruchtbehang bei entsprechendem Befall stark reduziert wird, während die Nebenwirkungen auf die Nützlingsfauna aufgrund des frühen Einsatzzeitpunkts relativ begrenzt sind. In diesem Fall ist bei entsprechendem Befallsdruck die Schaden/Nutzen Abwägung positiv für eine Behandlung.

In den meisten Fällen ist nur eine Applikation notwendig, wenn die Einwanderung aber verzettelt erfolgt ist, werden zwei Applikationen notwendig.

Die Bedeutung des Apfelbütenstechers ist regional sehr unterschiedlich. Während an der Niederelbe nur wenige, allerdings zunehmende Flächen betroffen sind, sind es im Osten weit über 50 %. Die betroffenen Betriebe praktizieren in der Regel das Aufhängen von Meisenkästen. In der Beobachtung zeigt sich allerdings, dass diese sich eher von weicheren Insektenlarven als von den harten Käfern ernähren. Es wird aber beobachtet, dass Meisen oder andere Vögel die braunen Blütenköpfchen öffnen um die Käferlarven herauszuholen.

Apfelblütenstecher - Adulter Käfer (Foto N. Oeser)
Apfelblütenstecher - Adulter Käfer (Foto N. Oeser)
Schaden durch Apfelblütenstecher (Foto H. Rank)
Schaden durch Apfelblütenstecher (Foto H. Rank)
Befallskontrolle mit Klopftrichter (Foto J. Zimmer)
Befallskontrolle mit Klopftrichter (Foto J. Zimmer)

Abbildungen: : Übersicht über den Einsatz von Pyrethrumpräparaten (Die Aufwandmegen sind auf das Handelspräparat Spruzit® NEU bezogen) zur Regulierung des Apfelblütenstechers in den verschiedenen Regionen (links) sowie über den Anteil der mit diesen Präparaten behandelten Fläche an der Gesamtfläche (rechts).

Strategieansätze in der Weiterentwicklung des Anbausystems

  • Das Potential der Förderung von Vögeln, ggf. auch von bestimmten Arten als natürliche Feinde des Apfelblütenstechers sollte intensiver untersucht werden, um eine optimale Nutzung zu ermöglichen.
  • Zur Förderung des wichtigsten Larvenparasitoiden des Apfelblütenstechers, Scambus pomorum, wurde von einigen Betrieben versucht, Nadelgehölze, die dessen Überwinterung begünstigen sollen, in die Baumreihen oder den Anlagenrand zu integrieren. Eine gezielte Strategie zur Förderung, deren Erfolg in der Praxis ausgetestet wurde, gibt es derzeit noch nicht. Erste Untersuchungen zum Auftreten und zur Abundanz von Parasitoiden erfolgen am Bodensee im Rahmen eines vom MLR Baden-Württemberg geförderten Projekts (FKZ 210-8224.04) in Zusammenarbeit von Universität Hohenheim, KOB Bavendorf und FÖKO.
  • In diesem Rahmen werden auch Strategien ausgearbeitet, um die Schädigung der Insektenfauna bei den Applikationen gegen Apfelblütenstecher möglichst gering zu halten und eine Erholung der betroffenen Arten möglichst gut zu fördern.
  • Ansätze zur Reduktion des Befallsdrucks durch Abfangen der überwinternden Insekten in angebotenen Verstecken zeigen erste interessante Ergebnisse und sollten unbedingt weiterverfolgt werden.
  • Der Wirkstoff Spinosad stellt aufgrund seiner Gefährlichkeit für Bienen (B1-Auflage) und andere Nützlinge keine Alternative zur derzeitigen Strategie dar.
  • Die Entwicklung eines selektiveren Präparates zur Regulierung des Apfelblütenstechers wäre notwendig und wünschenswert, das Marktsegment ist aber für eine ernsthafte Aktivität von entsprechenden Firmen zu gering.