Beikrautregulierung im Baumstreifen
Das Freihalten der Baumstreifen von Bewuchs erfolgt im konventionellen Anbau im Allgemeinen mit Herbiziden. Im Ökologischen Anbau sind keine Herbizide zulässig.
Daher wurde die mechanische Bearbeitung des Baumstreifens in diese Zusammenstellung aufgenommen, auch wenn sie nicht ausschließlich vor dem Hintergrund des Freihaltens von Bewuchs erfolgt. Ein dauerhaftes Eingrünen des Baumstreifens hat sich nicht bewährt, die derzeitigen, schwachwachsenden Unterlagen im intensiven Anbau vertragen die Konkurrenz des Unterbewuchses nur schlecht.
Die Bodenbearbeitung dient gleichzeitig zur Mobilisierung des Stickstoffs im Boden, der Einarbeitung von Laubresten im Frühjahr zur Reduktion des Askosporenpotentials vom Schorfpilz, der Einarbeitung von Mähgut aus der Fahrgasse, das auf den Baumstreifen gemulcht wird, sowie der Regulierung des Wasserhaushaltes und der Prävention von Befall durch Feld- und Schermäuse. Das Management des Baumstreifens ist auch Teil des Managements des Triebwachstums der Bäume.
Die Terminierung, die Anzahl der Arbeitsgänge sowie die Wahl des Geräts erfolgen also vor einem komplexen Hintergrund (der auch die auf dem Betrieb jeweils verfügbaren Geräte einschließt), den vollständig hier darzustellen nicht möglich ist.
Die mechanische Bearbeitung des Baumstreifens stellte lange Zeit ein wesentliches Hemmnis für die Ausbreitung des Ökologischen Obstbaus dar. Nur mit viel Eigeninitiative der Pioniere des Öko-Obstbaus konnten die jetzt verfügbaren Geräte entwickelt und praxistauglich gemacht werden.
Im Folgenden werden die einzelnen Gerätearten kurz beschrieben. In der Grafik werden nicht die Geräte, sondern der Typ der Bearbeitung dargestellt, z.B. kann der Arbeitsgang „Abhäufeln“ sowohl mit Scheibenpflug/ Scheibenegge als auch mit der Rollhacke durchgeführt werden. Bei der mechanischen Bearbeitung werden je nach Gerätetyp Beikräuter, die direkt am Stamm wachsen oft nicht miterfasst. Hier siedeln sich auch gerne robuste Pflanzen wie Sauerampfer, Gänsefuß oder Brennesseln an. Diese müssen manuell mittels Handhacke entfernt werden. Daher wird zusätzlich angegeben, auf welchen Flächen Handhacke erfolgt ist.
Diese Geräteart ist die mit Abstand am weitesten verbreitete Technik zur Beikrautregulierung auf Öko-Kernobstbetrieben und arbeitet mit zwei hydraulisch angetriebenen Kreiseln pro Werkzeugarm, Arbeitsbreite 40-60 cm, ein- und zweiseitig, im Heck- oder Frontanbau möglich. Kreiselkrümler sind eine robuste, ausgereifte Technik, die auch bei schweren Böden und starker Verunkrautung sehr gute Behandlungserfolge liefern. Im Gegenzug besteht ein erhöhter Anspruch an den Fahrer (Baumbeschädigungen), sodass i.d.R. eine Einarbeitungszeit nötig ist. Die Anschaffungskosten sowie der Wartungsaufwand sind vergleichsweise hoch.
Arbeitsgeschwindigkeit: 2-3km/h
Beispiele Hersteller: Ladurner, Stocker
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Dieses Video entstand im Rahmen des Projektes „Interreg V: Nachhaltige Strategien für die Unkrautbekämpfung im Obstbau“. Für mehr Informationen über dieses Projekt siehe die Videobeschreibung auf Youtube oder auf der Projektwebsite der Hochschule Weihenstephan.
Der Scheibenpflug war das erste funktionierende Gerät auf dem Markt. Er wurde in südlichen Ländern auch vor dem Hintergrund der Regulierung des Wasserhaushaltes entwickelt. Er ist hervorragend für schwieriges, unebenes Gelände, auch mit Steinen im Boden, geeignet. Er bewegt allerdings relativ viel Boden und geht relativ tief. In einem Arbeitsgang wird angehäufelt, in einem nächsten Arbeitsgang wieder abgehäufelt. Da die Kreiselgeräte mit der Zeit den Boden etwas nach außen arbeiten, wird von einigen Betrieben die Scheibenegge zusätzlich eingesetzt, um einmal anzuhäufeln und so Boden wieder nach innen in den Baumstreifen zu verbringen. Die Scheibenegge oder ggf. auch ein Scheibenpflug wird also sowohl in Kombination mit dem Kreisel-gerät als auch als Hauptgerät genutzt.
Beispiele Hersteller: Spedo
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Diese Videos entstanden im Rahmen des Projektes „Interreg V: Nachhaltige Strategien für die Unkrautbekämpfung im Obstbau“. Für mehr Informationen über dieses Projekt siehe die Videobeschreibung auf Youtube oder auf der Projektwebsite der Hochschule Weihenstephan.
Flachschare (oder auch Unterschneidemesser) sind bislang relativ wenig im Einsatz, da sie auf schweren Böden nur bedingt effektiv sind. Zudem wächst das Beikraut in niederschlagsreichen Gegenden nach dem Unterschneiden schnell wieder an oder nach, da kein Umbruch erfolgt. Die Stickstoffmobilisation ist nur bedingt gegeben. Optisch „unsauberer“ als bspw. nach Krümeln. Dank Tastertechnik wird der Zwischenstammbereich mitbehandelt bei trotzdem sehr hohen möglichen Fahrgeschwindigkeiten.
Arbeitsgeschwindigkeit: 5-6km/h
Beispiele Hersteller: CLEMENS
Das Fadengerät bzw. auch Unterstockräumgerät genannt, ist ein Rotormäher, der sich inzwischen bereits in vielen Betrieben etabliert hat. Er ermöglicht ein effektives Abmähen der Vegetation vor allem auch um den Stammbereich und erfasst auch hartnäckige Beikräuter bei gleichzeitig hoher Arbeitsgeschwindigkeit. Der Boden wird dabei nicht umgebrochen, die Wurzeln des Beikrauts verbleiben. Es wird daher in der Regel in Kombination mit anderen Bodenbearbeitungsgeräten eingesetzt. Für den Einsatz von Fadenmähern sind Stammschoner v.a. in Junganlagen notwendig. Der Verschleiß der Kunststofffäden führt zum Eintrag von Mikroplastik in die Böden. Biologisch abbaubare Fäden sind bislang noch nicht entwickelt/Verfügbar.
Arbeitsgeschwindigkeit: 3-7km/h
Beispiele Hersteller: Ladurner, Stocker, Vimas, Seppi
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Rollhacken haben eine variable Anzahl vertikaler, parallel zueinander stehender Hacken (im Obstbau meist 4-6), die passiv (= nicht hydraulisch angetrieben) durch den Baumstreifen bewegt werden und dabei den Boden aufkrümeln, was einen vergleichsweise robusten und wartungsextensiven Aufbau mit sich bringt. Der Zwischenstammbereich wird mit diesem Gerät nicht miterfasst, dafür sind vergleichsweise hohe Fahrgeschwindigkeiten möglich. Durch die Kombination mit einer Fingerhacke (PU-Kunststoff) können auch Zwischen- und Nahstammbereiche miterfasst werden (ungünstig bei schweren, nassen Böden).
Arbeitsgeschwindigkeit: 5-8km/h
Beispiele Hersteller: Adelhelm
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Die meisten Betriebe setzen eine Kombination verschiedener Verfahren ein. Krümlergeräte sind am weitesten verbreitet und kommen auf einem großen Teil der Flächen zur Anwendung, allerdings maximal 2-3 mal jährlich, mit einem Schwerpunkt im Früjahr, wenn eine Stickstoffmobilisierung gewünscht wird. Ggf. wird im Vorfeld mit Rollhacke oder Scheibengerät angehäufelt und vor allem im Sommer dann mit dem Fadengerät gearbeitet. Fadengeräte wurde am Bodensee in 2014 zunächst überall eingesetzt, sind seitdem aber zunehmend rückläufig, wohingegen der Einsatz an der Niederelbe zugenommen hat. In den trockeneren Regionen wird damit weniger gearbeitet, wobei im Osten im Jahar 2019 eine Zunahme zu verzeichnen ist. Das Unterschneiden mit dem Flachschar war im Jahr 2014 in der Region Neckar/Baden noch eher verbreitet, findet inzwischen aber nur noch vereinzelt Anwendung.Wohl auch bedingt durch die wesentlich verbesserte Arbeitsweise der Geräte ist die Notwendigkeit zur Handhacke insgesamt rückläufig.
Abbildungen: Behandelte Fläche in Prozent und Anzahl der Überfahrten zu den jeweiligen Bodenbearbeitungsmaßnahmen (oben) sowie mittlere Anzahl der Überfahrten zur Bodenbearbeitung insgesamt (unten) pro Region
Strategieansätze in der Weiterentwicklung des Anbausystems
Die Reduktion des Energieverbrauchs und des Arbeitsaufwands, die Verbesserung des Bodenlebens, ein verbesserter Stoffkreislauf durch Einbringen von anlageneigenem Mulchgut sowie die Vermeidung einer Stickstoffmobilisierung zum falschen Zeitpunkt sind wichtige Parameter. An folgenden Strategieansätzen wird derzeit vor allem gearbeitet:
- Einsatz von Gerätekombinationen und Doppelgeräten
- Einsatz von Fadenrotor statt Hackgerät, Eingrünen der Baumstreifen im Sommer
- Ausbringen des Mähguts aus der Fahrgasse auf den Baumstreifen als Abdeckung und Nährstofflieferant
- Prüfung neuer Unterlagen, die ggf. den Bewuchs besser vertragen
- Einsaaten im Baumstreifen
Im Rahmen des BÖL-Projekts OEKOAPFELFORWARD (FKZ 2822OE150-153) wird derzeit untersucht, ob durch das gezielte Einarbeiten der Blätter im Frühjahr eine Reduktion des Askosporenpotentials erreicht werden kann.