Maßnahmen zur Reduktion des Askosporenpotentials beim Apfelschorf

Der Schorfpilz überwintert auf den abgefallenen Blättern des Apfelbaums. Im Frühjahr bilden sich auf den infizierten Stellen der Blattreste Askosporen, die die neue Infektion verursachen. Je nach Größe der Anlage kann es den Befallsdruck verringern, wenn die Blätter mechanisch entfernt oder der Blattabbau durch Spritzungen mit entsprechenden Pflanzenbehandlungsmitteln gefördert wird. Im Rahmen eines BÖLN-Projekts (FKZ 2809OE44) wurde das Verfahren getestet und optimiert. Im BÖLN-Projekt FKZ: 2815OE072, 2815OE113, 2815OE114, 2815OE115 wurde das Potential dieser Verfahren im Rahmen von Kombinationsstrategien untersucht.

Einsatz eines Laubsaugergeräts

Mit einem speziell dafür gebauten Gerät werden im Frühjahr vor dem Austrieb die Laubreste mechanisch abgesaugt und aus der Anlage entfernt. Das Verfahren wurde anfänglich vor allem am Bodensee und im Westen in die Praxis eingeführt, hat sich aber eher nicht etabliert, was mehrere Ursachen hat.

Besonders im Norden konnten mit dem versuchsweisen Einsatz von Laubsaugern nicht in allen Jahren ausreichende Wirkungsgrade erzielt werden. Ursächlich dafür könnte die stärkere Windbewegung bzw. das hohe Inokulum in dem geschlossenen Anbaugebiet sein. Es ist möglich, dass der Effekt des Laubsaugens bei flächendeckender Behandlung in den geschlossenen Anbaugebieten deutlicher erkennbar werden würde.

Laubsauger Elise im Einsatz
Laubsauger Elise im Einsatz (Foto J. Kienzle)

Ein weiterer Grund für den geringen, bzw. rückgängigen Einsatz von Laubsaugern ist die oftmals unzureichende Verfügbarkeit von Lohnunternehmern, die das Laubsaugen als Dienstleistung anbieten. Besonders bei Geräten die nur selten im Jahresverlauf eingesetzt werden, ist die Inanspruchnahme von Lohnunternehmen eine sinnvolle Alternative zur betriebsweisen Anschaffung. Bisher jedoch bedingen sich die mangelnde Nachfrage der Erzeuger nach derartigen Dienstleistungen und die nicht vorhandene Ausstattung bei den Lohnunternehmern gegenseitig. Eine weitere Möglichkeit das Inokulum in den Obstanlagen zu reduzieren ist das „in-die-Gasse-kehren“ und Häckseln des Laubes mit Stammräumern, was ebenfalls zu einer Verringerung der Laubmenge und somit des Inokulums in den Anlagen führt. Diese Technik ist flächendeckend verfügbar, bisher wird die Anwendung dieser Methode jedoch nicht erfasst.

Einsatz von Vinasse im Herbst zur Verbesserung des Laubabbaus

Im Rahmen eines BÖLN-Projektes (FKZ 2809OE043) konnte gezeigt werden, dass die Ausbringung von Vinasse im Herbst den Blattabbau fördert und so das Askosporenpotential ebenfalls reduziert. Am Bodensee wird diese Maßnahme seit 2015 je nach Saison und Schorfdruck auf 40 bis 50 % der Fläche praktiziert. Im Osten ist der Einsatz rückläufig, was aber auch auf die trockenen Jahre zurückzuführen sein dürfte. In den Regionen West und Neckar/Baden mit weniger Niederschlag wird das Verfahren weniger praktiziert. An der Niederelbe werden Maßnahmen zur Reduktion des Askosporenpotentials generell weniger eingesetzt. Dies kann auch auf die Flächenstruktur in dieser Region zurückzuführen sein, die den Erfolg solcher Maßnahmen nicht begünstigt.

Blattabbau
Blattabbau nach dem Einsatz von Hefepräparaten (links) und in der unbehandelten Kontrolle (rechts) (Foto J. Kienzle)

Abbildung: Behandelte Fläche in Prozent zum Einsatz eines Laubsaugers zur Reduktion des Askosporenpotenzials und von Vinasse zur Förderung des Blattabbaus pro Region

Strategieansätze in der Weiterentwicklung des Anbau­systems:

  • Mehrjährige Forschungsergebnisse belegen eine gute Wirksamkeit von Vinasse auf den Laubabbau sowie auf die Sporenbildung im Falllaub. Aufgrund dessen wird Vinasse in der Praxis bereits von vielen Betrieben als sanitäre Maßnahme eingesetzt. Um das Potential bei der Reduktion des Askosporenpotentiales noch weiter auszunutzen, ist die weitere Entwicklung von Produkten und Maßnahmen zur Verbesserung des Laubabbaus notwendig.
  • Dadurch könnten Wirkungssteigerungen durch Kombination unterschiedlicher Präparate sowie ein größerer Handlungsspielraum durch Anwendung zu unterschiedlichen Zeiträumen erwartet werden. In den BÖLN-Projekten 2809OE-037 und 2809OE103 wurde entdeckt, dass ein bestimmter Bierhefeextrakt den Blattabbau sehr stark fördert. Dieses Verfahren wurde in einem Mitte August 2018 abgeschlossenen Projekt (FKZ 2814IP012) im Innovationsprogramm der BLE zur Praxisreife entwickelt. Die Fa. Leiber GmbH strebt eine Listung des Präparats für den Ökolandbau an.
  • Im aktuell bearbeiteten Horizon 2020-Projekt „Excalibur“, in dem das KOB und FÖKO mitarbeiten, werden derzeit unterschiedliche mikrobielle Präparate entwickelt und hinsichtlich ihres Einflusses auf den Laubabbau sowie auf die Sporenbildung im Falllaub untersucht. Die Entwicklungen stehen hier jedoch erst am Anfang, so dass mit einer Zulassung neuer Präparate aus dem Projekt erst in einigen Jahren gerechnet werden kann.
  • Im BÖL-Projekt OEKOAPFEFORWARD (FKZ 2822OE150) werden ab 2023 unterschiedliche sanitäre Maßnahmen geprüft. Der Fokus liegt hierbei auf der Wirkung eines frühzeitigen mechanischen Einarbeitens des Restlaubes zu Beginn der Askosporensaison mittels Im weiteren Verlauf des Projektes sollen auch Kombinationsvarianten, z.B. bestehend aus einer Vinassebehandlung zum Laubfall sowie einer mechanischer Einarbeitung zu Saisonbeginn, geprüft werden.